Schutzgemeinschaft
Tegernseer Tal

 

„Wenn wir als Mensch überleben wollen, müssen wir mit der Natur anders umgehen und Verantwortung übernehmen.“

Mit dieser zentralen Aussage liegt Prof. Dr. Hubert Weiger genau auf einer Linie mit der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal.

Die SGT hatte den langjährigen Vorsitzenden des Bunds Naturschutz vor Kurzem für einen Vortrag nach Tegernsee eingeladen.

Für den Erhalt der heimischen Landschaft setzt sich die SGT ein und hat schon viel im Bereich des Naturschutzes im Tegernseer Tal erreicht.

Weigers Blick richtet sich natürlich weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Der heutige BN-Ehrenvorsitzende sprach deshalb zum Thema

„Ohne Naturschutz keine menschliche Zukunft“ im gut gefüllten Barocksaal des Tegernseer Gymnasiums.

„In der großen Politik wird manchmal so getan, als wäre der Naturschutz etwas Exotisches“, prangerte Weiger an.

Naturschutz spiele eine immer geringere Rolle. Dabei wurde vor 40 Jahren die bayerische Verfassung von Franz Josef Strauß geändert.

Wie Weiger erklärte, wurde darin beschlossen, dass der Staat und die Gemeinden verpflichtet sind, den Naturschutz als vorrangiges Ziel umzusetzen.

Dies werde aber nicht immer entsprechend umgesetzt.

„Wir vertreten ein zentrales Anliegen: Boden, Wasser, Luft und die Schönheit naturnaher Lebensräume zu erhalten.

Dabei steht die grüne Pflanze im Mittelpunkt der Betrachtung und der Schutz der ästhetischen Ressourcen“.

Mit eindrucksvollen Bildern, auf eine große Leinwand projiziert, unterstrich Weiger sein Anliegen. „70.000 Tier- und Pflanzenarten gibt es in Deutschland,

über 5 Millionen Arten weltweit, wovon vieles noch gar nicht bekannt ist – 1 Million der Arten ist durch die Zerstörung seines Lebensraumes vom Aussterben

direkt oder indirekt bedroht.“ Wir alle seien maßgeblich daran beteiligt.

Eine massive Überproduktion von Stickstoff durch die vielen Fahrzeuge und auch die Folgen einer landwirtschaftlichen

Überdüngung sind gravierend für eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlingen in unseren Wäldern mitverantwortlich.

Der Boden wird zunehmend zerstört. Durch eine beginnende Bodenerosion ist bereits ein Drittel der Wälder des bayerischen Frankenwaldes abgestorben,

gab Weiger zu bedenken. Zwar sei im Naturschutz einiges erreicht worden – allerdings meist nur punktuell, nicht flächendeckend.

„Durch die offene Agrarlandschaft gibt es einen dramatischen Zusammenbruch seltener Vogelarten durch die Gefährdung des Lebensraumverlustes. 

So gibt es zum Bespiel bei der Feldlerche einen Rückgang von 55 Prozent“, mahnte Weiger.

Hauptursachen der Krise des Naturhaushaltes liegen in der „Raubbauwirtschaft“ und einem massiven Anstieg des weltweiten realen Bruttoinlandsproduktes,

dem Verbrauch fossiler Rohstoffe, der Rohstoffentnahmen, der CO2-Konzentration und der Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen 150 Jahren.

Es werde eine „Ausbeutungswirtschaft“ betrieben, die „nicht unendlich“ möglich sein werde. Weiger sagte: „Wir sind gefordert umzudenken –

und einer Entkoppelung von Mensch und Natur entgegenzuwirken. Solange alle Produkte im Supermarkt verfügbar sind,

haben die Menschen nicht das Bewusstsein für die Probleme der Natur.“

Der Naturschutz sollte gesellschaftlich gestärkt werden, indem Umweltbildungs- und Erkundungslebensräume wie zum Beispiel Schulbiotope und Schulgärten

geschaffen werden, um einen unmittelbaren Bezug zur Natur für Kinder und Jugendliche herzustellen, sowie „mehr Grün und weniger Verkehr in den Städten“.

Als positiv wertet Weiger Fortschritte auf europäischer Ebene bezüglich der Naturschutzausweitungen von Wäldern und Fließgewässern.

Als Fazit sieht er, dass es einen politischen und gesellschaftlichen Konsens darüber geben sollte,

gemeinsam beschlossene Ziele auch entsprechend umzusetzen, denn das Wissen und die finanziellen Mittel stünden dafür zur Verfügung.

„Wir haben nur diese Erde und die Lebensqualität besteht darin, in sauberen Flüssen zu baden und sauberes Wasser zu trinken und reine Nahrung zu essen.

Deshalb ist es so notwendig, dass wir alle unseren Beitrag zum Naturschutz leisten“, betonte Weiger. 

Elvira Födisch