Liebe Mitglieder und Freunde der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal,
noch im Januar 2022 konnte sich die Mehrzahl der politisch Informierten nicht vorstellen, dass wir im 21. Jahrhundert einen Krieg in Europa erleben würden. Ein einzelner Satan in Menschengestalt, Wladimir Putin, hält die ganze Welt im Würgegriff und nicht einmal so wichtige Welt-Institutionen wie die UNO oder der Gerichtshof in Den Haag können daran etwas ändern, Russland erkennt ihre Schiedssprüche nicht an und aus Angst vor einem 3. Weltkrieg sind auch den NATO-Staaten die Hände gebunden. Wie es endet, wir wissen es nicht. Umso mehr sind Solidarität mit der Ukraine und wachsende Aufmerksamkeit auf unser eigenes Umfeld, vor allem den Erhalt unserer wertvollen Landschaft und Natur, von entscheidender Bedeutung.
In diesem Zusammenhang möchte ich Sie alle sehr herzlich zu unserer ersten Veranstaltung nach der langen Corona-Pause einladen!
Am Freitag, 29. April 2022, um 19 Uhr, findet in der Naturkäserei ein Vortrag des bekannten Biologen, Almforschers und Buchautoren ALFRED RINGLER statt unter dem Titel „KULTURLANDSCHAFT AUF DER KIPPE! Bauen und Zersiedelung im Tegernseer Tal“. Diesen Vortrag hat Alfred Ringler mit besonders positivem Echo im vergangenen Herbst dem Architekturforum Miesbacher Kreis in Fischbachau gehalten. Vorsitzender dieses wichtigen Forums ist unser ehemaliger Kreisbaumeister Werner Pawlovksy. Er und seine Mitstreiter vereint das gemeinsame Ringen um die Baukultur im Landkreis Miesbach. Es umfasst zahlreiche aktuelle Themen: Leader-Projekte, Hotelneubauten, Laufställe, wie die vor allem im Tegernseer Tal allgegenwärtige Abriss- und Abbruchkultur! Es würde uns sehr freuen, viele von Ihnen am 29.4. in der Naturkäserei wiederzusehen!
Linden im Kurpark Tegernsee bedroht
Zahlreiche Themen haben uns in den letzten Monaten intensiv beschäftigt. U.a. die im Tegernseer Kurgarten geplante Tiefgarage, die die Fällung von 19 alten und widerstandsfähigen Linden bedeuten würde. Eine bekannte Baumexpertin des Bund Naturschutz München, Frau Angela Burkhardt-Keller, hat uns eine fachlich wertvolle Stellungnahme verfasst und eine gegründete Bürgerinitiative kämpft um den Erhalt der kostbaren Schattenspender und CO2-Speicher in dieser vom Verkehr überbelasteten Stadt Tegernsee. Wir hoffen, dass sich viele Tegernseer uns und der BI anschließen werden.
Gewerbegebiet an der Kreuzstraße expandiert
In Gmund plant die Fa. Stang auf einem 4,6 Hektar großen Gelände an der B 472, gleich anschließend an die riesige Abfüllanlage der Tegernseer Brauerei an der Kreuzstraße (hier wird momentan gerade das 4!!! große Gebäude gebaut) großzügig zu expandieren. Geplant sind momentan fünf Hallen, eine davon mit Turm zur Lagerung von Pellets, LKW-Fuhrpark, Werkstätten, Reinigung, u.a.
Einst war das ganze Gebiet Teil des Landkreis-Landschaftsschutzgebietes und wieder trifft zu, was seit langem Allgemeinwissen ist, ist einmal der Anfang gemacht und genehmigt, so geht es kontinuierlich weiter. Mit Hilfe der fachlich hervorragenden Biologin Gabriela Schneider bereitet die SGT ihre kritische Stellungnahme vor.
Kahlschlag am Ansitz Brenner
Intensiv beschäftigt hat uns der brutale Kahlschlag am Gmunder Dr. Kober-Weg. Der Gastronom Jupp Brenner wollte seinen Ferienwohnungs-Gästen an der Tölzer Straße einen freien Blick auf den See bieten und ließ kurzerhand 15 Meter Wald total roden. Und nicht nur kranke Eschen, sondern signifikante gesunde Ahorn, Buchen und Linden. Die Anwohner der darunter liegenden Parksiedlung schlugen geschockt Alarm und das zuständige Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Holzkirchen meinte auf Anfrage, so sei das nicht genehmigt worden. Auch die UNB im Landratsamt musste zugeben, dass diese Maßnahme mit notwendiger Waldpflege nichts mehr zu tun habe. Das AELF: Brenner war informiert worden, dass der hintere Teil des Gartens weiterhin ein Waldgebiet sei. Zusammen mit den engagierten Anwohnern der Parksiedlung wird die SGT genau verfolgen, was nun geschieht, denn laut AELF sei der Besitzer des Apartmenthauses, sprich Brenner, anhand eines überreichten Pflanzplanes verpflichtet, den „Waldzustand“ wieder herzustellen.
Foto Thomas Plettenberg
Tegernsee, Quo vadis?
Ein im Januar in einem deutschen Politik- und Wirtschaftsmagazin erschienener Artikel mit der Überschrift „Monopoly im Tal der Sterne“ zitiert u.a. einen führenden Tal-Hotelier: „Wir haben die Führungsrolle übernommen.“ Sylt war gestern, heißt es in dem Artikel, acht (8) Millionenprojekte entstünden derzeit zwischen Gmund und Kreuth! Wie soll das weitergehen: unser Tal ist räumlich begrenzt, ein landschaftlich filigraner, kostbarer Flecken Erde. Veränderungen müssen sein, die Frage ist nicht ob, sondern wie!
Luxushütte bei Holzeralm
Aktuelle Beispiele: Auf dem Weg zur Holzeralm entdeckten Wanderer, wie hier aus einer schlichten einfachen Jagdhütte eine aufwendige pompöse und luxuriöse Außenbereichsbebauung mit Trinkwasser-Reservoir, Kläranlage und Flüssiggasanlage entstanden war, und so von den Behörden, wie sich herausstellt, nicht genehmigt wurde . Zusätzlich erfolgte der Kahlschlag einer gewaltigen Schneise im „Schutzwald!“, um den freien Blick vom neuen Anwesen auf den See zu gewährleisten. Geht es nach dem LRA Miesbach, muss die nicht genehmigte „Hütte“ vollständig beseitigt werden. Nachdem in der Vergangenheit Genehmigungen im Nachhinein erteilt wurden, werden wir genau hinsehen, wie hier der Arm des Gesetzes greifen wird.
Hotspot im Außenbereich
Eines unserer Haupt-Projekte: Franz Haslbergers „Saurüsselalm“. Aus einer ehemaligen vollkommen ruhig und abgelegenen Söllbachaualm, es bestand lediglich ein einfacher Holzweg, der in den offiziellen Karten kaum verzeichnet ist, ist ein hochfrequentierter Hotspot im Außenbereich geworden und täglich erreichen uns Berichte, wie hier die Münchner und Tegernseer „High Society“ abfeiert. Mit einer einst genehmigten Bewirtungsalm für Wanderer – mit einfachen Brotzeiten – hat das hier Entstandene aber gar nichts mehr zu tun. Problematisch auch die 15 genehmigten Abend-Events, sowie einmal die Woche Hüttenabende. Gebotene Ruhe im Bergwald für die dort lebenden Wildtiere Fehlanzeige. Wen interessiert`s, solange die Gesellschaft ihren Spaß hat! Rücksichtslosigkeit ist das Gebot der Stunde! Hier wird die SGT, gemeinsam mit dem Verein zum Schutz der Bergwelt, juristischen Beistand benötigen, denn die diversen Genehmigungen durch das LRA, zum Teil im Nachhinein, müssen hinterfragt werden.
Baustellenkrater in Holz
In dem bis zuletzt noch idyllischen Ortsteil Holz entsteht seit 2 Jahren schräg gegenüber dem Boarhof ein Privathaus, dessen überdimensionierter Baustellenkrater (3 Geschosse in die Tiefe) eher der Planung einer Raumstation gleicht. In diesem Zusammenhang können wir gespannt sein, wie es mit der Strüngmann-Bebauung am Wiesseer Ufer weitergehen wird.
Das denkmalgeschützte Forsthaus Valepp.
In der kommenden Woche wird die Pressemitteilung der SGT an die verschiedenen Medien verschickt werden. Gemeinsam mit unseren Freunden von Verein zum Schutz der Bergwelt und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege bemühen wir uns, das 1841 erbaute Gebäude-Ensemble im geschützten Außenbereich, Landschaftsschutzgebiet Rotwand, Alpenplan Zone C, also von ökologisch herausragender Schutzwürdigkeit gekennzeichnet, auch für kommende Generationen zu bewahren und in die besten Hände zu legen. Daher unterstützt die SGT die Petition des VzSB und des Bayerischen Landesvereins an den Landtag, u.a. mit einem Vorschlag des neuen Geschäftsführers des Bayerischen Landesvereins, Dr. Rudolf Neumaier, das alte Forsthaus in die Stiftung Kulturerbe Bayern zu überführen, wie es bereits mit dem Gasthaus Streichen im Bergsteigerdorf Schleching geschehen ist und nicht an einen Tegernseer Hotelier und FCB Fußballer in Erbpacht. Die Vermarktung unserer Landschaft schreitet unaufhaltsam voran und hier an der Valepp ist eine Intensivierung unvorstellbar. Es darf keine zweite „Saurüsselalm“ entstehen. Bemerkenswert ist, dass die seit 2005 zuständigen Bayerischen Staatsforsten ihrer Verpflichtung zum Erhalt des denkmalgeschützten Forsthauses nie nachgekommen sind und diese Verpflichtung am liebsten an potentielle Investoren abgeben würden. Wir werden Sie in unserem Newsletter weiter auf dem Laufenden halten.
Mehr Ökologie wagen!
Vor 3 Jahren fand in Bayern das so erfolgreiche Artenschutz-Volksbegehren statt. Leider moniert das Bienen-Bündnis (OEDP, LBV, Louisoder-Umweltstiftung, Grüne). dass es bei der Umsetzung noch gewaltig hapert. Ökolandbau 20% bis 2025 – momentan bei 12,6% und Agrarministerin Kaniber stehe nicht hinter diesem Ziel, weil man sich bei den konventionellen Bauern nicht unbeliebt machen wolle. Auch der Flächenverbrauch steige weiter kräftig an. Es brauche endlich konkrete Maßnahmen der Landespolitik! Umso wichtiger, dass jeder einzelne Gartenbesitzer der Natur eine Chance gibt und nicht dem Ordnungswahn frönt. Vögel und Insekten werden es danken! Und bitte keine Mähroboter! Einfach mal wachsen lassen und sich an der Vielzahl der plötzlich auftauchenden Wildblumen erfreuen!
Lasst uns nicht resignieren, die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch wenn eine stetig wachsende Zahl an Investoren versucht, sich nach Gutsherrenart in unserem schönen Tal ihre eigenen Reiche zu schaffen, mondäne, exklusive Anwesen, komplett auf sich zugeschnitten, Außenbereich wird zum Innenbereich, unsere Behörden anscheinend machtlos, wir werden versuchen, dagegen zu halten. Damit die Bedeutung des berühmten Satzes von Ludwig THOMA „Um mich ist Heimat“ nicht in kürzester Zeit wirklich der Vergangenheit angehört.
Mit freundlichen österlichen Grüßen,
Angela Brogsitter - Finck
für den Vorstand
P.S. Sicher haben Sie mitbekommen, dass die SGT in diesem Jahr ihr 50jähriges Jubiläum feiert. Aus diesem Anlass hat der Journalist Klaus Wiendl im gerade erschienen Tegernseer Tal-Heft einen ausführlichen und interessanten Artikel zur Geschichte der Schutzgemeinschaft verfasst. Auch alle anderen Artikel in diesem hochwertigen Magazin sind immer lesenswert. Bitte unterstützen Sie den Tegernseer Tal Verlag durch den Erwerb der schönen Hefte.
Was die offizielle Feier zum 50jährigen angeht, so erfahren Sie Details zu einem späteren Zeitpunkt.