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Die Pläne zur Umgestaltung des denkmalgeschützten Forsthauses Valepp haben hochkontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit ausgelöst.
Johannes Rabl, Wirt vom Lieber- und Leeberghof in Tegernsee, sowie Bayern Torwart Manuel Neuer als Investor, bewerben sich bei den Bayer. Staatsforsten als künftige Betreiber des ehemaligen Forsthauses Valepp.
Es soll in Erbpacht mit 99Jahren Laufzeit vergeben werden.
Die SGT hat sich mit Rabl, Neuer und Forstbetriebsleiter Jörg Meyer getroffen um sich Projekt und Nutzungskonzept erklären zu lassen.
Nach internen Diskussionen haben wir ein gemeinsames Dekret verfasst, um Auswüchse wie an der Wiesseer Saurüsselalm zu verhindern.

Die Forderungen der SGT lauten in Kürze:

1. Die Staatsforsten haben die Verantwortung für den Erhalt des denkmalgeschützten Forsthauses selbst zu tragen und dürfen sie nicht an einen Privatinvestor abgeben.
2. Die Kosten des Denkmalschutzes mit dem Gewinn aus einem hochpreisigen Wirtschaftsbetrieb erwirtschaften zu wollen, ist strukturell ein unzulässiger Denkansatz. Die SGT fordert stattdessen den naturschutzfachlich relevanten Erhalt der Abgelegenheit des Forsthauses Valepp, insbesondere was PKW-Verkehr und Besucherdichte angeht.
3. Bauliche Veränderungen und Bewirtschaftung haben sparsam zu erfolgen. Ressourcenschonung bezüglich des Denkmals, der Natur und ihrer Nutzung ist das Gebot der Stunde.

Aus aktuellem Anlass fordert die SGT, die Ergebnisse des Treffens mit der Stiftung Kulturerbe Bayern abzuwarten, bevor weitere Entscheidungen getroffen werden. Dies betrifft etwa die Terminplanung des Marktes Schliersee, aber auch des bayerischen Petitionsausschusses.

Ausführliche Information

Geschichte und aktuelle Planung:

Das Forsthaus Valepp, erbaut 1841 unter der Herrschaft von König Max II., mitsamt seinem historischen Gebäudekomplex bestehend aus Jägerhäusl, Klausen Haus und Maria Hilf Kapelle, ist ein denkmalgeschütztes Anwesen in den bayerischen Voralpen, gelegen zwischen dem Schliersee und dem Tegernseer Tal.

Aufgrund seiner Historie, seiner Architektur und der einsamen Lage in intakter Natur ist dieses Ensemble ein landschaftsprägendes Baudenkmal der bayerischen Geschichte und Kultur. Eigentümer sind die Bayerischen Staatsforsten und somit übergeordnet der Bayerische Staat.

Das Forsthaus Valepp mit umliegendem Grund soll in Kürze an ein privates Investorenteam in 99 jähriger Erbpacht abgegeben werden.

Dieses Investorenduo besteht aus einem bereits im Tegernseer Tal tätigen Gastronomen, nachweislich seines eigenen Internetauftritts ausschließlich aus dem Luxussegment kommend, und einem bekannten Fussballer des FC Bayern München.

Die Investoren planen einen Ausbau des Forsthauses zu einem Gastronomie- und Hotelbetrieb mit Seminarsaal.

Ebenfalls wurde von den Investoren die Öffnung der gesperrten Forststrasse von Schliersee und die Winterräumung auf der Mautstrasse von Rottach-Egern für die Anfahrt der zukünftigen Klientel per PKW oder Shuttlebus direkt zum Forsthaus in die Vorplanung eingebracht.

Hintergrund:

Die Staatsforsten als Eigentümer sind verpflichtet dieses Baudenkmal zu erhalten und zu pflegen, haben es jedoch fahrlässig und wider den staatlichen Auflagen in den letzten acht Jahren stark verfallen lassen.

Der bis 2014 bestehende Betrieb als Tagesgaststätte für Wanderer und Fahrradfahrer wurde seitdem nicht mehr aufgenommen und die erforderliche Sanierung nicht in Angriff genommen, obwohl die Staatsforsten 2015 einen Architekten für ein Gutachten zur Renovierung beauftragt hatten.

Dieses Vorhaben wurde nicht durchgeführt und damit dem weiteren Verfall Vorschub geleistet.

Vorhaben:

Die Staatsforsten wollen sich nunmehr ihrer Verantwortung zum Erhalt und Renovierung dieses Baudenkmals entledigen, indem es in 99 jähriger Erbpacht an private Investoren abgegeben werden soll.

Umwelt und Naturschutz:

Das Anwesen Valepp liegt seit 1972 in der Zone C des Bayerischen Alpenplans des Bayerischen Landesentwicklungsprogramms.
Zone C ist die höchste Schutzstufe, das heißt, abgesehen von Alm- und Forstwegen sind Verkehrsvorhaben landesplanerisch unzulässig.

Zudem liegt das Anwesen Valepp in der Alpenregion Tegernsee-Schliersee, einem der drei Preisträger der „Modellregion Naturtourismus“, gefördert und ausgeschrieben vom Bayerischen Umweltministerium, sowie seit 1987 im Landschaftsschutzgebiet „Rotwand“.

Tierschutz:

Die Valepp ist von der Rottacher Seite her auf einer Mautstrasse erreichbar.
Diese Straße ist im Winter ab Höhe Suttensee aus Jagd- und Tierschutzgründen gesperrt und der Verkehr wird auf Wanderer, Radler und Tourengeher beschränkt.

Die winterliche Sperrung gilt ab Beginn der Fütterungsperiode (variabel je nach Schneefall) bis Ende April / Anfang Mai.
Geräumt wird die Mautstrasse nur bis zur Ankerwinterstubn, ab da ist sie ca. 6 km bis zur Valepp nicht mehr befahrbar.

Die Valepp liegt zudem im Auerwild-Kerngebiet.
Dies geht aus den drei erfassten und kartierten Kerngebieten hervor.
Das Forsthaus und deren Zufahrt liegen in unmittelbarer Nähe zu dieser Schutzzone.

Planungen der Staatsforsten und der Investoren:

Der Investor will das Forsthaus und gegebenenfalls einige historische Gebäude aus dem Ensemble zu einem Gastronomiebetrieb mit Übernachtungsgästen und Seminar- / Multifunktionssaal für Veranstaltungen ausbauen.
Es wurden bereits Forderungen nach Vergrößerung und Erweiterung des bisherigen Baubestands von Seiten des Investors gestellt.

Des Weiteren soll es von Seiten der Staatsforsten dem zukünftigen Gastronomen freigestellt sein, das Haus auch im Winter zu betreiben.

Forderungen und Kritik der SGT:

  • -  Wir fordern die Staatsforsten als Eigentümer der denkmalgeschützten Liegenschaft auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen und das Forsthaus Valepp mit angrenzendem historischen Gebäudekomplex aus eigenen Mitteln zu renovieren. Das Denkmalschutzgesetz gilt auch für einen Staatsbetrieb.

  • -  Die Valepp soll wieder eine einfache regionaltypische Einkehr für Wanderer und Biker in bester bayerischer Tradition werden.
    Es soll kein hochpreisiger Hotelbetrieb entstehen, sondern die Möglichkeit zu Übernachtungen im Stil von Alpenvereinshütten, unter Ausschluss der Anreise im eigenen PKW.

  • -  Die Valepp muss der Nachwelt erhalten und weiterhin jedem Bürger in Form eines traditionellen Berggasthauses zugänglich bleiben.
    Es sollen bei solchen Liegenschaften in einem naturschutzrechtlichen Schutzgebiet die Gemeinwohlbelange Vorrang haben und nicht die Gewinnmaximierung eines privaten Investors.

  • -  Die Vergabe in Erbpacht an private Investoren geht einher mit dem Verlust zukünftiger Einflussnahme und Gestaltung seitens der Eigentümer und der betroffenen Gemeinden Schliersee und Rottach-Egern. Da können die von den Staatsforsten zur Beruhigung der Kritiker ins Spiel gebrachten Sonderkündigungsklauseln etc. nicht für Rechtssicherheit sorgen.

    Eine Vergabe in Erbpacht kommt in der rechtlichen Auswirkung einem Verkauf gleich.

    Erfahrungsgemäß ist es im Tegernseer Tal bei solchen oberklassenorientierten Investitionen privater Unternehmer häufig zu nachträglichen Nutzungsänderungen, Tekturen und Regelbrüchen gekommen. Solche „Nachbesserungen“ wieder rückgängig zu machen ist selbst auf juristischem Weg schwer durchsetzbar.

    Deshalb sollten die Eigentumsverhältnisse beim Staat bzw. den Staatsforsten bleiben und die künftige Nutzung dauerhaft und gerichtsfest klar definiert werden.

Nach Verbleib bei den Staatsforsten und erfolgter Renovierung steht es dem jetzigen Interessenten frei, sich für die Pacht zu bewerben.

  • -  Die Schaffung einer Seminarinfrastruktur mit den damit verbunden Individualanreisen und dem Ressourcenverbrauch in diesem abgelegenen Naturgebiet verbietet sich bereits von vornherein.

  • -  Aufgrund der Lage in der Zone C des bayerischen Alpenplans und der abgelegenen Lage in einem noch recht unberührten Bergwald mit geschütztem Wildtierbestand wäre es eine ökologische Katastrophe, wenn eine winterliche Gastronomie und Hotellerie im Schutzgebiet Valepp eröffnet werden würde. Das damit einhergehende Verkehrsaufkommen und die menschliche Anwesenheit inklusive Lärm- und Lichtstörung würde die überlebenswichtige Winterruhe der Tiere massiv stören.

  • -  Das Forsthaus Valepp liegt im Vergleich mit anderen per Straße im Sommer erreichbaren Orten in den hiesigen Voralpen sehr abgelegen. Damit ist die Umgebung bisher naturnah geblieben.

    Ein Ausbau der bisher nur lokal bekannten Valepp zu einem neuen gastronomischen Hotspot (bereits überregional in den Medien bekannt geworden durch den bekannten Sportler als Co-Investor) läuft dem seit Jahren verfolgten Schutz der Naturregion, der Ressourcenschonung und der Nachhaltigkeit komplett zuwider und ist in der heutigen Zeit völlig überholt.

    Die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) schließt sich der Petitionan den Bayerischen Landtag vom 28.02.2022 der Vereine:

    ° Verein zum Schutz der Bergwelt e.V.
    ° BUND Naturschutz in Bayern e.V.
    ° Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.

    vollumfänglich an.  Unter " Petition " finden Sie die komplette PDF!