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Vor einigen Wochen entdeckten unsere Mitglieder Prof. Lange und seine Frau auf einem Spaziergang zwischen Ostin und Hausham auf einer schmalen Straße nach Eck/Grub  links einen mächtigen gelben Kran.  Neugierig näherten sie sich und waren vom Anblick der riesigen Baustelle  geschockt.  Vollkommen abgelegen, mehr Außenbereich geht eigentlich nicht, im Landschaftschutzgebiet ! 
Ein alter denkmalgeschützter Bauernhof mit einem überdimensionierten Anbau und Unmengen an abgekipptem und inzwischen abgebundenen Beton. 
Das Ehepaar Lange photographierte die gesamte Baustelle und schickte uns ihre Bilder mit dem Hinweis „Bauskandal“.
Eine Anfrage bei dem zuständigen Sachbearbeiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in München, Dr. Christoph Scholter, ergab, dass er von dem Bauvorhaben nichts wusste, sich aber im LRA erkundigen werde. Anscheinend war 2021/22   ein anderer Münchner Mitarbeiter einbezogen worden. Unser Mitglied Dr. Klaus Kratzsch, langjähriger Hauptkonservator im Landesamt für Denkmalpflege in München i.R.,
hatte  im Zuge  seiner Recherchen zu seinem neuen Buch über Gmund die Baustelle entdeckt und bereits im Oktober/November letzten Jahres unseren Kreisbaumeister angeschrieben und, nach Prüfung,
zunächst  eine Baueinstellung vorgeschlagen. Dieser Bitte wurden auch Zustandsphotos beigefügt und übersandt. Ohne Erfolg.


Foto Dr. Kratzsch


Zur Geschichte des „Weber in der Wies“:

Um 1946 hatte ein Landwirt namens Lorenz Eckl das Anwesen an den Portraitmaler Paul Padua verkauft.  Der Maler suchte offensichtlich einen Rückzugsort, um vielleicht unangenehmen Fragen zu seiner Rolle währen der Nazi-Zeit aus dem Weg zu gehen. Er errichtete angrenzend an den alten Hof ein kleines, zweifellos originelles weißes Atelier , in dem er malte und Freunde empfing. 1950 ließ sich Padua am Rottacher Seeufer nieder, anschließend ist von einem neuen Eigentümer der Firma Zündapp die Rede und danach kommt der Name HIRMER  ins Spiel. 
Und nun wirbt eine Prime Properties Gruppe aus Kitzbühel auf ihrer Homepage mit dem neuen Namen BAUERNHOF-GUT TEGERNSEE ! 
Ausschließlich Luxusimmobilien „von den Kitzbüheler Alpen über die Strände des Mittelmeeres bis hin zu der unberührten Natur des Atlantiks“ gehören zum Portfolio- (Tegernseer Zeitung 25.3.24).

Dieser „Weber in der Wies“ , ein ehemaliger Einfirsthof, der Wohnteil kompletter  alter Blockbau aus dem 16. oder 17. Jahrhundert,  wird nun an kapitalstarke Käufer verhökert!

 


Viel Beton am ehemaligen 'Sacherl', Foto Lange

Folgende Fragen stellen sich:

Wieso sollte dieses nicht denkmaltypologische Bauvorhaben privilegiert sein ?                                                                  
Hat es hier eine Nutzungsänderung gegeben und wurde genehmigt ? 

Die Vergrößerung der Kubatur:  der Ersatz für den Wirtschaftsteil ist höher, langer und vor allem tiefer dimensioniert , was die Maßstäbe eines ortsüblichen, historischen Zuhauses  weit überschreitet. Alle neuen Bauteile werden  in Betonkonstruktion ausgeführt und an der Nordseite ist ein Nebengebäude am Entstehen. Zu dem alten Hof führte nur ein schmaler Weg – jetzt ausgebaut.

Vor allem  stellt sich augenblicklich die Frage:  wann findet der nächste kapitalstarke Investor gewinnbringend  das nächste alte geschichtsträchtige Bauernhaus im Tegernseer Tal und wird  folgerichtig auf die gleiche Privilegierung pochen ?

Bitte schauen Sie sich diesen Ort an und bilden sich ein eigenes Urteil.  Die SGT schließt rechtliche Schritte nicht aus – der  Ausverkauf unserer Heimat, unserer Baukultur, unserer wertvollen Landschaft, kann nicht weiter hingenommen werden, auch wenn man versucht, uns klarzumachen, dass nur auf diese Weise alte Denkmäler „gerettet“ werden können !